Selbstliebe lernen: [Wie] Geht das überhaupt?

6. März 2024
Imke Köhler
Selbstliebe lernen: [Wie] Geht das überhaupt?

Selbstliebe lernen. Klingt erstmal machbar. Praktikabel. So wie eine neue Sprache lernen. Und zu diesem Begriff gibt es im Netz unendlich viele Informationen, Tipps und Empfehlungen. Auch meine Website heißt ja „Selbstliebe-lernen.online“.

Aber geht das wirklich? Liebe ist ein Gefühl. Ich kann Liebe fühlen und ausdrücken auf unterschiedlichste Weise. Also ist Selbstliebe auch ein Gefühl. Und kann ich lernen, etwas zu fühlen? Und da kommen wir zu der Frage: Wie lernen wir denn normalerweise?

Wir lernen, indem wir neue Informationen oder Kenntnisse empfangen und diese dann durch wiederholtes Üben als neue Fähigkeit verankern. Mal ganz einfach runtergebrochen. Und auf dieser Basis gibt es auch einiges an Tipps und Strategien in Bezug auf Selbstliebe.

Wo es darum geht, durch bewusst wiederholtes Verhalten einen neuen Zustand zu erzeugen. Sich selbst positive Dinge zu sagen. Oder bestimmte Verhaltensweisen einzuüben, die letztlich ein Ausdruck von Selbstliebe bewirken sollen.

(In diesem Beitrag bin ich auf die unterschiedlichen Coachingangebote zu Selbstliebe eingegangen) Und möglicherweise funktioniert das für dich. Für mich persönlich hat es nicht funktioniert. Denn mit all diesen Versuchen konnte ich immer noch nicht fühlen, dass ich mich selbst liebe. Dazu brauchte es anderes.

Überblick Inhalte

Warum überhaupt Selbstliebe lernen?

Wenn es dir wie mir damals geht, dann bemerkst du wahrscheinlich, dass du dich oft in einem inneren Dialog mit dir selbst befindest. Und dieser ist tendenziell eher abwertend, verurteilend und/oder streng erwartungsvoll.

Vielleicht stellst du fest, dass du dich oft mit anderen vergleichst und in deinem Urteil immer schlechter abschneidest. Oder du treibst dich vielleicht besonders streng an, weil du sehr hohe Ansprüche an dich hast.

Wenn du diese dann nicht perfekt erfüllst, bist du unzufrieden, enttäuscht oder wertest dich ab. Vielleicht ist es bei dir nur auf einen Lebensbereich bezogen und allen anderen fühlst du dich selbstsicher und souverän.

Irgendwann gibt es diesen Punkt, wo dir das alles bewusst wird. Und du verstehst, dass das Gefühl dir selbst gegenüber maßgeblich beeinflusst, welche Erfahrungen du in deinem Leben machst. Wie Innen so Außen.

Und mit dieser Erkenntnis ist dann auch klar, dass die Liebe zu dir selbst eine zentrale Voraussetzung für ein erfülltes Leben ist. Aber zu diesem Zeitpunkt kannst du erstmal nur feststellen, dass du diese Selbstliebe gar nicht fühlst.

Und damit kommt automatisch die Frage: Was ist denn Selbstliebe eigentlich?

Was ist Selbstliebe?

Selbstliebe ist die Liebe zu mir selbst. Ein Gefühl. Ich fühle, dass ich mich selbst liebe. Und das fühlt sich sehr warm und umarmend an. Manchmal auch gepaart mit Freude an mir oder über mich. Freude, dass ich so bin, wie ich bin.

Manchmal auch einfach nur annehmend. Weich. Zulassend. Tief im Herzen verwurzelt. So erlebe ich meine Liebe zu mir selbst. Diese ist nicht immer präsent im Vordergrund. Nicht immer bewusst fühlbar. 

Ich habe in den letzten Jahren durch meinen eigenen Veränderungsprozess festgestellt, dass dieses annehmende, zulassende Gefühl eine Basis geworden ist. Die Basis für meinen Umgang mir selbst gegenüber. Besonders in Zeiten, die herausfordernder sind.

Aber gerade am Anfang des Weges zur Selbstliebe gibt es zwei Fallen, in die wir tappen können. Und das ist begründet in der Art und Weise, wie wir Liebe grundsätzlich definieren. Bzw. was wir über Liebe gelernt haben. (Im Artikel: „2 Ursachen für mangelnde Selbstliebe“ erkläre ich im Detail die Zusammenhänge).

In der Regel haben wir nämlich ein Bild von Liebe entwickelt, welches eher mit Anerkennung, Bestätigung und Bedürfniserfüllung zu tun hat. Häufig aus bedürftigen Anteilen unserer Persönlichkeit motiviert.

Dieser bedürftige Anteil sucht über die „Liebe“ entsprechende Bestätigung oder Erfüllung bestimmter Bedürfnisse, damit wir uns sicher und gewollt fühlen. Aber das hat nicht wirklich etwas mit Liebe zu tun. Denn echte oder wahre Liebe ist frei von Erwartungen. Liebe ist einfach nur.

Was es ist

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe.

Erich Fried

Und dieses „fälschliche“ Verständnis von Liebe können wir dann auch auf die Liebe zu uns selbst übertragen. Und diesem in zweifacher Weise auf den Leim gehen.

Die 1. Falle: Selbstoptimierung

Machen wir uns schließlich auf den Weg, Selbstliebe zu lernen, dann kann es sein, dass wir uns an unseren Bedürfnissen orientieren. Bedürfnisse, wie wir sein wollen. Bedürfnisse, die ein Bild von uns selbst spiegeln.

Dieses Bild von uns selbst ist auch durch den bedürftigen Anteil in uns geprägt, der sich sicher und gewollt fühlen möchte. Hier findet die Übertragung unserer frühen Erfahrungen auf uns selbst statt. D.h. dieser Anteil kreiert ein Bild von uns selbst, an dem er sich orientiert.

Nach dem Motto: „Aha, so und so muss ich sein, damit ich im sozialen Kontext sicher und von anderen gewollt bin.“ Also setzen wir alles daran, diesem Bild zu entsprechen. Und das kann dann mit Selbstliebe verwechselt werden.

Du kannst das daran erkennen, ob du bestimmte Vorstellungen oder Erwartungen an dich selbst hast. Z. B. willst du ein bestimmtes Aussehen haben. Oder du erwartest von dir bestimmte Verhaltensweisen wie souveränes Auftreten oder regelmäßig Sport oder Ähnliches.

Wir glauben dann (meist noch unbewusst oder halb bewusst): je mehr wir diesem Bild entsprechen, umso mehr können wir uns selbst lieben. Aber letztlich ist das genau das Gegenteil von Liebe.

Manchmal verlagert sich die Selbstoptimierung auf einen anderen Themenbereich (das war bei mir damals auch so). Wenn wir nämlich schon viel reflektiert und verstanden haben und uns schon einiges bewusstgeworden ist.

Dann kann sich erstmal unbemerkt die Selbstoptimierung als eine Art Therapieperfektionismus äußern. Weil wir von uns selbst erwarten, erst noch bestimmte Themen oder „Defizite“ verändern oder sogar heilen müssen, bevor wir uns selbst lieben können.

Auch das hat nichts mit Selbstliebe zu tun.

Und hier gilt es zu unterscheiden: Arbeite ich mit bzw. an mir, damit ich mich besser lieben kann? Oder arbeite ich an mir und meinen Themen, weil ich feststelle, dass ich mich sonst selbst in meiner Entwicklung blockiere oder sogar sabotiere? Und kann mich trotz dieser Themen liebevoll annehmen?

Die 2. Falle: Frei sein wollen von negativen Emotionen

Eine andere Falle ist die Annahme, dass Selbstliebe immer nur schöne und angenehme Emotionen bedeuten. Zu denken, dass Liebe von vornherein ausschließt, sich schlecht zu fühlen. Wütend zu sein. Ängstlich zu sein. Sich hilflos und klein zu fühlen.

Zu denken, dass ich mich, wenn ich mich selbst liebe, immer stark, freudig, leicht, selbstsicher und voller Energie fühlen muss. Und wenn ich mich nicht so fühle, mich selbst nicht lieben kann. Oder andersherum: Um mich selbst lieben zu können, dürfen diese unangenehmen Emotionen nicht sein.

Und damit besteht die Tendenz, solche als negativ bewerteten Emotionen zu verdrängen oder umgehen zu wollen. Und dann kann diese Situation entstehen: Wir sind auf dem Weg, Selbstliebe lernen zu wollen. Also beobachten wir uns selbst sehr genau.

Kommen wir dann in eine Situation, in der wir uns klein, unsicher oder wütend, ärgerlich oder einfach nur bedrückt fühlen, registrieren wir vielleicht kurz diese emotionale Verfassung. Gleichzeitig versuchen wir dann aber schnell, im „Namen der Selbstliebe“, in einen anderen Gefühlszustand zu kommen.

Heißt: das, was gerade ist, wird nicht weiter beachtet, sondern beiseitegeschoben. Im Grunde wird sogar ein unterschwelliger Widerstand gegen diese unschönen Emotionen aufgebaut. Wir versuchen die Abkürzung zu nehmen und künstlich eine positive Emotionalität aufzubauen.

Auch das hat gar nichts mit Selbstliebe zu tun. Denn in dem Moment lehnen wir einen Anteil bzw. einen Ausdruck von uns Selbst (die Gefühle) ab. Wie kann Ablehnung Liebe sein?

Und durch den unterschwelligen Widerstand gegen die Emotionen verhindern wir sogar, dass diese sich ganz natürlich auflösen können.

Selbstliebe lernen = Lernen, sich selbst bedingungslos anzunehmen

Wie können wir nun stattdessen lernen uns selbst zu lieben? Selbstliebe lernen bedeutet für mich zu lernen, sich selbst bedingungslos anzunehmen. D.h. das, was wir nicht lernen können, ist das Gefühl von Liebe zu uns selbst.

Das Gefühl von Selbstliebe stellt sich meiner Erfahrung nach von ganz alleine ein, je mehr wir lernen, uns selbst bedingungslos anzunehmen. Annehmen mit allem, was wir sind, mit allem, was sich durch uns ausdrückt.

Annehmen, was wir als Schwäche bewerten. Annehmen, wofür wir uns schämen oder schuldig fühlen. Und auch die Scham selbst annehmen. So wie alle weiteren Emotionen, die sich durch uns ausdrücken können.

Und das ist durchaus ein Prozess. Dieser beinhaltet drei wichtige Ebenen, die parallel nebeneinander laufen.

Alte Verletzungen und hinderliche Programme heilen

Eine Ebene ist das Heilen alter Verletzungen und das Lösen hinderlicher Programme. Solange es noch ungeheilte emotionale Wunden in uns gibt, können wir davon ausgehen, dass aufgrund dessen Überzeugungen oder Glaubensmuster entstanden sind, die uns vor erneutem Schmerz schützen sollen. 

Meistens sind solche allerdings nur für einen gewissen Zeitraum und Umstände hilfreich. Wenn es darum geht, dass wir uns entwickeln möchten in Richtung emotionale Freiheit, stehen uns diese Glaubensmuster meist im Weg.

Oft ist es sogar so, dass sie sich inzwischen als eine Art Sabotage äußern und uns nun eher schaden. Im Rahmen von Selbstliebe lernen geht es darum, jede Form der Selbstmisshandlung und Selbstbeschränkung aufzulösen.

Damit du dich selbst immer freier ausdrücken kannst. Aus dem immer stärker werdenden Gefühl: „So wie ich bin, bin ich vollkommen und richtig.“

In meinem  3-Monats-Selbstliebe Coaching lösen wir in der 1:1 Begleitung die unbewussten Ursachen deiner Blockaden und Sabotageprogramme.

Befreie-dein-Wahres-Selbst

Entscheidung treffen & Annehmende Haltung einnehmen

Eine weitere wichtige Ebene ist die Entscheidung für dich und deine Selbstliebe. Dich zu entscheiden, alle deine Anteile – auch die Schattenanteile – liebevoll anzunehmen. Das bedeutet nicht, dass du alles ganz toll finden musst.

Es darf Anteile geben, bei denen du nicht voller Freude bist. Aber es darf okay sein, dass sie ein Teil von dir sind. Und diese Entscheidung darfst du immer wieder erneut treffen.

Ich habe in meinem Prozess und auch bei vielen meiner Klient*innen die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist, sich immer wieder erneut zu entscheiden, eine Haltung der bedingungslosen Annahme einzunehmen.

Weil dadurch automatisch deutlich wird, an welchen Punkten noch Anteile abgelehnt werden. Mit jeder wiederholten Entscheidung kommen die unbewussten Aspekte vermehrt ans Licht.

Annahme praktizieren

Das, was beim Selbstliebe lernen täglich aktiv praktiziert werden darf, ist das bedingungslose Annehmen. Und zwar immer dann, wenn du merkst, dass du dich mit einer Situation im Außen oder dich selbst betreffend unwohl fühlst.

In welchem Ausmaß auch immer. Dann gilt es, alle deine Gedanken dazu bewusst zu machen und die darin enthaltenen Emotionen. Über das Bewusstmachen und benennen beider Aspekte praktizierst du bedingungsloses Annehmen.

Wichtig: Bedingungsloses Annehmen heißt nicht, ich muss alles toll finden oder mich über alles freuen. Es bedeutet einfach zu sagen und zu akzeptieren: „Ja, es ist jetzt da.“ Oder „Ja, es könnte so sein.“ 

Je mehr du das Annehmen praktizierst,

  • umso mehr signalisierst du deinem Unterbewusstsein, dass du so, wie du bist, vollkommen okay bist.
  • dass alles sein darf, was dich ausmacht.
  • dass alles sein darf, was dich bewegt.
  • dass alle deine Emotionen sein dürfen.
  • Je eher deine Emotionen so sein dürfen, umso eher lösen sie sich auf.
  • Je weniger Widerstände hast gegen das, was ist, umso weniger blockiert wirst du sein und umso leichter und entspannter fließt dein Leben.
  • Je mehr alles sein darf, umso weniger musst du dich in deinem Selbstausdruck beschränken oder kontrollieren.

(Trotzdem darfst du dich anderen Menschen gegenüber wertschätzend und respektvoll verhalten. Aber auch, wenn du dich mal im Ton vergreifst, kannst du diese Anteile von dir annehmen und nachträglich das klärende Gespräch suchen.)

Videokurs Einfach frei von Triggern, Kopfkino & Gefühlschaos

Im  Selbstlern-Videokurs „Einfach frei von Triggern, Kopfkino & Gefühlschaos“  (nur € 33,-) lernst du Schritt für Schritt das bedingunslose Annehmen.

Selbstliebe lernen ist also insofern möglich, als dass du lernen kannst, annehmend und zulassend mit dir zu sein, so dass sich das Gefühl von Liebe für dich selbst dann automatisch immer deutlicher einstellt.

Alles Liebe für dich.

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Imke Köhler Selbstliebe Coaching

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