Warum radikale Selbstannahme & Selbstakzeptanz Selbstliebe sind

Oder: Dir selbst das schenken, was du dir von anderen ersehnst

2. Mai 2024
Imke Köhler
Warum radikale Selbstannahme & Selbstakzeptanz Selbstliebe sind

Radikale Selbstannahme ist Selbstliebe? Alles akzeptieren, was ist? Wo kommen wir denn da hin? Müssen wir denn nicht zwischen positiv und negativ unterscheiden und nur das Positive wählen? Nein. Ich behaupte, dass die radikale Annahme von allem was ist, zu dem führt, was wir uns alle so sehnlichst wünschen.

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Der Irrglaube über Selbstliebe

Weil ich es so essenziell wichtig finde, möchte ich meinen letzten Artikel „Selbstliebe lernen: [Wie] Geht das überhaupt?“ ergänzen. Das Thema nochmals aus einer etwas anderen Perspektive betrachten und damit vertiefen. Auch, wenn es manche Überschneidung dabei gibt. Los geht’s:

Dass der Weg zu mehr Selbstliebe zwei Stolpersteine bereithält, hatte ich schon geschrieben.
Nämlich 1. die Annahme, dass es um Selbstoptimierung geht. Nach dem Motto: Je weniger Defizite ich habe, umso mehr kann ich mich selbst lieben.

Und 2. Der Glaube, dass Selbstliebe negative Gefühle ausschließt. Oder anders formuliert: Wenn ich mich selbst liebe, darf ich keine negativen Emotionen haben.

Beide Punkte haben aber gar nichts mit Liebe zu tun. Denn Liebe ist ohne Erwartungen oder Bedingungen. In der Liebe gibt es kein: Wenn…, dann…

Diese beiden Annahmen füttern aber nur den oft vorhandenen Irrglauben über Selbstliebe. Dass sich selbst lieben bedeutet, in sich selbst ver-liebt zu sein. Oft genug wird dieser Begriff ja auch zu Marketingzwecken benutzt: „Verliebe dich in dich selbst, und du wirst…“.

Aber du warst sicher auch schon einmal verliebt und weißt, wie wir als Menschen in der Verliebtheitsphase ticken. Alles, was wir bei der anderen Person wahrnehmen, wird durch eine fette rosarote Brille gefiltert. Wir finden alles toll.

Und wenn sich da eine klitzekleine Trübung einschleicht, argumentieren wir so lange mit unserem Verstand, dass wir am Ende auch das toll finden. Oder wir ignorieren diese Wahrnehmung einfach und kehren sie unter den Teppich. Pah, wäre doch gelacht. Aus den Augen, aus dem Sinn. Dann sind oder wollen wir einfach blind vor „Liebe“ sein.

Lange Zeit später ist es dann vorbei ist mit dem Verliebt sein. Es zeigt sich der ein oder andere Konflikt oder mit der Beziehung ist es ganz vorbei ist. Und dann fallen uns diese unter den Teppich gekehrten oder schön geredeten Wahrnehmungen wieder ein. Und wir wundern uns nicht.

In sich selbst ver-liebt sein klingt also oberflächlich betrachtet ziemlich verlockend. Aber bei genauer Betrachtung verliert dieser Zustand in meinen Augen an Attraktivität. Weil wir dann nämlich nur bestimmte Aspekte unserer Persönlichkeit wahrnehmen und haben wollen. Andere, die nicht ins rosarote Bild passen, ignorieren wir schlichtweg. Aber das ist keine Liebe.

Worum geht es wirklich bei der Selbstliebe?

Worum es wirklich bei der Selbstliebe geht, ist das Loslassen von Bewertungen. Im Zustand des Verliebt-Seins zeigen und leben wir nur die positiven Seiten unserer Persönlichkeit. Denn das Ganze ist ja sehr fragil und die Angst, doch nicht gewollt zu sein, sehr groß.

Also zeigen wir uns von unserer Schokoladenseite. Und tun alles, um die Gunst der anderen Person zu erhalten. Das beinhaltet automatisch einen sehr intensiven inneren Bewertungsvorgang. Ob nun bewusst oder unbewusst.

Wir checken permanent uns selbst und unser Verhalten auf die Frage: Macht mich das weiterhin attraktiv oder gefährdet es meine Attraktivität in den Augen der begehrten Person? Entsprechend präsentieren wir uns dann.

Und wenn ich jetzt darüber nachdenke, hat dieses Verhalten nichts mit dem Alter zu tun. Auch ein 60-jähriger Mensch kann sich im Frisch-verliebt-sein in genau diesem Muster verlieren wie jemand mit Anfang 20. Wenn nämlich die Liebe zu sich selbst kaum entwickelt ist.

Ist die Selbstliebe unterentwickelt, machen wir unseren Selbstwert von der Bestätigung, Anerkennung und Zuwendung von anderen Menschen abhängig. Entsprechend passen wir uns den vermeintlichen Erwartungen anderer immer wieder an. Um das Gefühl zu bekommen, gewollt zu sein. Wichtig zu sein. Begehrt zu sein. Wertvoll zu sein.

Haben wir allerdings gelernt, uns selbst wirklich zu lieben (anstatt in uns selbst verliebt zu sein), dann fühlen wir aus uns selbst heraus, dass wir wertvoll sind. Und brauchen keine Bestätigung von außen. Entsprechend müssen wir uns und unsere Persönlichkeitsanteile auch nicht mehr in gut oder schlecht bewerten.

Und damit kommen wir zu dem zentralen Punkt meiner These.

Worum geht es wirklich bei der Selbstliebe?

Dir selbst das schenken, was du dir von anderen ersehnst

Liebst du dich selbst, schenkst du dir das, was du sonst von anderen ersehnt hast. Aber nochmal einen kleinen Schritt zurück. Klar, ich gebe zu, das Verliebt-Sein fühlt sich prickelnd an. Das ganze Energielevel hebt sich und alles ist von Euphorie durchdrungen.

Aber wonach sehnen wir uns wirklich? Tief im Innern? Auch in der Verliebtheitsphase sehnen wir uns danach. Behaupte ich. Denn genau wegen dieser heimlichen Sehnsucht machen wir das Ding mit unserer Schokoladenseite.

Wir alle tragen die Sehnsucht in uns, bedingungslos geliebt zu werden. So angenommen zu werden, wie wir sind. Einfach sein zu dürfen, ohne abgewertet, abgelehnt oder verurteilt zu werden. Warum diese Sehnsucht so groß ist, hat etwas mit unserer Kindheit, den Generationen vor uns zu tun.

In diesem Artikel kannst du mehr über die Ursachen fehlender Selbstliebe erfahren.

Schau dir einfach mal deine Beziehungen an. Egal, ob zu deinen Freunden oder Kollegen oder deine Liebesbeziehung. Ist es nicht so, dass du dich in jenen Beziehungen am wohlsten fühlst, wo du so sein kannst, wie du bist? Wo du das Gefühl bekommst, akzeptiert zu sein?

Wo du dich am meisten entspannen kannst, weil du dich eben nicht permanent selbst kontrollieren musst? Weil du eben nicht das Gefühl hast, dich anpassen oder sogar verbiegen zu müssen?

Sind es nicht die besten und tiefsten Verbindungen, wo du dich auch mit deinen Schwächen zeigen kannst und das Gefühl hast, dass du damit vollkommen okay bist? Wo du dich verletzt und verletzlich zeigen kannst und dich trotzdem sicher fühlst?

Weil du das Vertrauen in die andere Person hast, dass sie achtsam, mitfühlend und annehmend damit umgeht? Erlebst du nicht in solchen Beziehungen tiefste und nährende Nähe, wenn du dich mit deinen schambesetzten Anteilen offenbaren kannst und gleichzeitig vollkommen akzeptiert bist?

Und genau das ist der Schlüssel. Je mehr wir uns selbst das alles geben können, umso unabhängiger werden wir von anderen Menschen. Je mehr wir selbst mit uns so umgehen, umso deutlicher können wir unseren eigenen Wert fühlen.

Je mehr wir fühlen können, wie wertvoll wir sind, umso mehr können wir uns auch anderen gegenüber offen und authentisch zeigen. Und haben umso weniger Angst vor Ablehnung.

Radikale Selbstannahme & Selbstakzeptanz leben

Das heißt: Sich selbst der beste Freund oder die beste Freundin sein unter dem Fokus, die tiefe Sehnsucht nach bedingungsloser Liebe zu erfüllen. Und das geht mit radikaler Selbstannahme und Selbstakzeptanz.

Was meine ich mit radikaler Selbstannahme?

Mit Selbstannahme meine ich möglichst wertfreie Akzeptanz meiner Persönlichkeit, meiner Gefühle und Bedürfnisse. Je wertfreier und umfassender, umso radikaler und bedingungsloser ist die Annahme meines Selbst.

Es heißt hier wirklich „nur“ akzeptieren. Es bedeutet nicht, dass ich etwas gut finden muss. Das wäre ja auch schon wieder eine Bewertung und damit das gleiche Spiel wie beim Verliebt-Sein. Nein. Ich nehme an, dass es jetzt so ist, wie es ist. Punkt.

Ich kann es ja sowieso nicht ändern in diesem Moment. Und das darf bei der radikalen Selbstannahme auch alles Unangenehme, Unschöne, Peinliche, Ärgerliche oder Schmerzhafte mit einbeziehen. Alles. Radikal eben.

Wie kannst du Selbstannahme lernen?

Und wie geht das jetzt im Alltag? Im letzten Beitrag hatte ich drei Aspekte aufgezeigt, die wichtig und sinnvoll sind:

a) Alte Verletzungen und hinderliche Programme heilen
b) Entscheidung treffen und annehmende Haltung einnehmen
c) Annahme praktizieren

Den letzten Punkt „Annahme praktizieren“ möchte ich hier ergänzen. Neben der Möglichkeit, mit meinem Selbstlern-Videokurs „Einfach frei…“ das bedingungslose Akzeptieren umzusetzen, gibt es weitere Einflussbereiche. Und diese haben überhaupt nichts mit Egoismus zu tun:

Wie kannst du Selbstannahme lernen?

Selbstreflexion: Die Schattenanteile integrieren

Übe dich in Reflexion und konstruktiver Selbstkritik. In einer aufrichtigen, ehrlichen Haltung. Kein Mensch hat ausschließlich positive Anteile. Auch, wenn wir in unseren Träumen oft so ein Selbstbild erschaffen.

Wir alle haben unsere fiesen, giftigen, schwachen, ängstlichen oder sonst dunklen Seiten. Es macht dich nicht freier, wenn du versuchst, diese zu leugnen oder zu ignorieren. Im Gegenteil. Das Nicht-Haben-Wollen oder auch Anders-Haben-Wollen bewirkt nur, dass du dich im mangelndem Wert bestätigst.

Aber dein Wert ist nicht bestimmt von der Abwesenheit von Schattenseiten. Du bist wertvoll. Egal, wie viele dunkle Seiten du in dir findest. Oder „schlechten“ Charaktereigenschaften. Und du kannst davon ausgehen, dass alle „negativen“ Anteile triftige Ursachen haben.

Meistens entstanden aus einer schmerzhaften Erfahrung und als Schutzschild installiert. Konsequentes Reflektieren und Konfrontieren mit dir selbst führt dazu, dass du dich selbst immer mehr kennen und annehmen lernst. Vorausgesetzt dein Blick dabei bleibt mitfühlend.

Und damit kommen wir schon zum nächsten Thema:

Selbstmitgefühl: Sich selbst vergeben

Wenn du immer mehr bereit bist, dich mit deinen Schattenanteilen zu konfrontieren, wirst du auch erstmal einiges entdecken dürfen. Entweder Aspekte deiner Persönlichkeit oder auch Dinge, die du mal getan oder nicht getan hast.

Der erste Impuls ist – weil wir so konditioniert sind – Abwehr und Verurteilung. Aber damit ist niemandem geholfen. Und mit Selbstannahme hat das auch nichts zu tun. Denn mit Selbstverurteilung oder der Weigerung, dir etwas zu vergeben, verletzt du dich selbst noch mehr.

Du nimmst dir damit den Raum zu wachsen. Denn indem du dich verurteilst, verharrst du in der Regel auch in der Angst, genauer hinzuschauen. Zu erkennen, warum und weshalb das eigentlich alles so war. Und damit kannst du auch nicht erkennen, was du daran lernen kannst.

Und möglicherweise wäre genau das wichtig, um dich zu entwickeln. Deswegen möchte ich dich einladen, voller Mitgefühl für dich zu sein. Und dir selbst zu vergeben, damit du die Geschenke aus dieser Erfahrung integrieren kannst. Denn auch diese gehören zu Selbstannahme.

Achtsamkeit in Bezug auf Widerstände und Bewertungen

Je mehr Widerstände und Bewertungen gegen dich hast, umso weniger nimmst du dich selbst an. Bedingungslose Annahme ist frei davon. Und doch können sich immer mal wieder Widerstände einschleichen.

Immer, wenn du dich dabei ertappst, dass du unzufrieden oder ungeduldig mit etwas an dir oder einer Situation bist. Wenn etwas anders sein soll. Oder besser sein soll. Oder weg sein soll.

Dann kämpfst du innerlich gegen das an, was gerade ist oder auch gegen das, was sein könnte. (In diesem Artikel gehe ich ausführlich auf das Thema Widerstände ein.) Und das ist das Gegenteil von Annehmen.

Auch mir passiert das immer mal wieder. Wenn ich es dann bemerke, praktizieren ich das Ja-Sagen, wie ich es in meinem Selbstlernkurs „Einfach frei…“ beschreibe. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich versteckte Widerstände immer schneller bemerkt habe, je mehr ich sie mir bewusstgemacht und damit gearbeitet habe.

Dich selbst wertschätzen

Zur Selbstakzeptanz gehört aber nicht nur die liebevoll kritische Selbstreflexion und die Akzeptanz deiner Schattenseiten. Dazu gehört auch die Selbstwertschätzung. In unserer Leistungsgesellschaft sind wir viel zu sehr darauf aus- oder sogar abgerichtet, auf die vermeintlichen Defizite und Unzulänglichkeiten fokussiert zu sein.

Anstatt das anzuerkennen, was schon Positives da ist. Die wenigsten haben gelernt, Anerkennung und Wertschätzung wirklich von Herzen zu empfangen. Wir sehnen uns zwar danach. Aber wenn sie dann mal kommt, können wir sie gar nicht wirklich annehmen.

Dann reagieren wir mit Sätzen wie: „Ach, das war doch nichts.“ Oder: „Na ja, so toll war das auch nicht.“ Anstatt zu sagen und zu fühlen: „Dankeschön, das freut mich sehr!“ Deswegen möchte ich dich ermutigen, bei dir selbst anzufangen und dich in Selbstwertschätzung zu üben.

Und mal zu forschen, worüber du dankbar bist. Oder dich freust. Oder worauf du stolz bist. Und auch, wenn du dich gerade viel mit deinen Schattenanteilen auseinandersetzt und das alles wenig erfreulich findest.

Wie toll ist es denn, dass du so mutig bist, genau dort hinzuschauen? Und danke, dass du dir selbst so aufrichtig gegenüber bist, anstatt dir selbst in die Tasche zu lügen. Denn das hilft dir, dir selbst immer mehr zu vertrauen. Also, erkenne deine Schritte an.

Freue dich über jeden noch so kleinen Erfolg. Egal, auf welcher Ebene.

Mehr Selbstliebe und Selbstwertgefühl durch Radikales Annehmen

Radikales Annehmen von dir selbst bedeutet: Alles darf sein. Egal wie es gerade ist. Auch, wenn es gerade „bähh“ ist und du kotzen könntest vor Ärger, Wut, Verzweiflung oder Widerwillen. Es darf sein. Das bist du. Das gehört zu dir.

Oder wenn du dich lethargisch und antriebslos fühlst, obwohl du dir doch so viel vorgenommen hattest. Auch das darf sein und ist ein Ausdruck dessen, was gerade ist. Vielleicht ist es tatsächlich eine Blockade. Dann darf auch sie als solche angenommen werden, um dann eine Lösung zu finden.

Oder es ist ein Hinweis des Lebens, das du einen Gang runterschalten darfst. Dann darf auch das sein. Was auch immer sich in diesem Moment zeigt: Es ist, wie es ist. Und damit darf es da sein. Und wenn du es da sein lassen kannst, bist du in der bedingungslosen Annahme.

Dann wirst du mehr und mehr Liebe für dich selbst fühlen können, weil dein inneres Kämpfen aufhört. Dein Selbstwertgefühl wird immer stärker, weil du dich immer weniger abhängig machst von irgendwelchen Bedingungen. Denn du bist wertvoll – Bewertung hin oder her.

Alles Liebe für dich.

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