Selbstabwertung: 7 typische Verstecke für heimliche Sabotage

15. März 2022
Imke Köhler
7 typische Verstecke für deine Selbstabwertung

Die meisten von uns haben „verlernt“ uns selbst wirklich zu lieben und wertzuschätzen. Unsere Erziehung, die Prägungen von Schule, Job und Gesellschaft sind eher darauf ausgelegt, Leistungen zu bringen und zu funktionieren. Da gibt es wenig Platz für Selbstwertschätzung. In meinem früheren Artikel 2 Ursachen für mangelnde Selbstliebe Teil 1 & 2 erkläre ich im Detail die Zusammenhänge.

Das, was viel eher stattfindet, ist die Abwertung deiner selbst. Denn die Suche nach Anerkennung und Bestätigung ist stark ausgeprägt. Bekommen wir die gewünschte Anerkennung nicht, glauben wir, dass es an uns selbst liegt. Damit machen wir uns abhängig und unfrei.

Aber nur, wenn du dir der Verstecke für deine Selbstverurteilung bewusst wirst, kannst du dich davon befreien. Darunter liegt der wahre Kern deines Seins: Dein Wahres Selbst.

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In mir wirken negative Programme

Es hat einige Jahre gedauert, bis ich verstanden habe, dass in mir Programme wirken, mit denen ich mich selbst abwerte. Die bewirken, dass ich mich minderwertig und nicht gut genug fühle.

Bis dahin bin ich immer davon ausgegangen, dass das, was ich da fühle, vollkommen normal ist und im Leben – in meinem Leben – nun mal dazu gehört. Mit Programmen meine ich die Summe aus Überzeugungen bzw. Glaubenssätzen, Erfahrungen, Prägungen und gespeicherten Emotionen.

Und selbst als ich das erkannt hatte, war ich noch nicht so weit, dass ich den dahinterliegenden Schmerz wirklich in den akuten Momenten fühlen konnte. Es war mehr ein kognitives Verstehen aufgrund dessen, was ich darüber gelesen hatte.

Erst mit der Zeit der intensiven Auseinandersetzung mit diesem Thema hat sich meine Fähigkeit entwickelt, im jeweiligen Moment wirklich zu fühlen, dass ich mich gerade minderwertig fühle. Oder zu merken, dass ich denke, ich bin nicht gut genug.

Je mehr ich das Thema reflektiert habe, umso bewusster bin ich geworden und umso schneller konnte ich diese Programme identifizieren. Dabei habe ich festgestellt, dass es einige Alltagssituationen gibt, in denen sich solche Programme verstecken können und auf eine sehr subtile Weise wirken.

Um diese Verstecke soll es nun gehen. Allen gemeinsam sind die grundlegenden Emotionen von Minderwertigkeit, Wertlosigkeit, Angst, nicht gut genug zu sein und letztlich die Angst vor Ablehnung.

1. Triggersituationen

Beginnen wir mit den Triggersituationen. Darunter verstehe ich Situationen, in denen du durch einen Auslöser im Außen eine sehr starke emotionale Reaktion bei dir erlebst. Häufig ist deine Reaktion im Vergleich zum Auslöser stark überzogen, wenn man es objektiv betrachtet. D.h. dein emotionales Empfinden fühlt sich für dich wie ein großes Drama an, obwohl das, was passiert ist, eine Kleinigkeit war.

Was passiert hier? Das Verhalten einer anderen Person interpretierst du so, als wäre es zu 100% gegen dich gerichtet.

Du meinst, dass der Andere so gehandelt hat, um dich zu verletzen, um dir zu zeigen, dass du nicht wichtig bist oder nicht gut genug o. ä.

Ich selbst habe in meinem eigenen Prozess zum Thema Beziehungen sehr häufig genau solche Triggersituationen erlebt.

Ein Verhalten meines Partners konnte heftige emotionale Reaktionen in mir auslösen, die sich für mich subjektiv sehr bedrohlich und dramatisch anfühlten.

Wenn ich heute mit derm gleichen Auslöser konfrontiert bin, bleibe ich vollkommen entspannt und gelassen und machen mir weiter keine Gedanken. Diese Triggersituationen können sich unterschiedlich auswirken und darstellen. Meiner Erfahrung nach gibt es drei Ausdrucksformen, die allerdings auch gemischt auftreten können.

Nach Außen gerichtete Reaktion

Hier führt der Triggerpunkt dazu, dass du aufgrund des Gefühls von Bedrohung, Angst oder Angegriffen-Seins deine Emotionen ausagierst. D.h. du reagierst mit Vorwürfen, Anklagen und Verurteilungen deines Gegenübers.

In deiner Interpretation von „Abgewertet-Sein“ fühlt du dich quasi angegriffen und gehst in den Gegenangriff. Leider hat das oft zu Folge, dass die Situation im Miteinander total eskaliert.

Nach Innen gerichtete Reaktion

Hier führt der Triggerpunkt dazu, dass deine Interpretation von Abgewertet-Sein noch von dir verstärkt wird und sich nach innen gegen dich selbst richtet.

D.h. unbewusst gibst du der anderen Person recht und bestätigst dir selbst nochmal zusätzlich, dass du ja wirklich nicht gut genug bist. Es setzt ein innerer Selbstverurteilungsdialog ein.

Diese verurteilenden und selbstabwertenden Stimmen sind häufig besonders schmerzvoll. Oft mischt sich auch diese Reaktion mit der zuerst beschrieben.

Erstarrung als Reaktion

Innere Erstarrung als Reaktion: Hier führt der Triggerpunkt dazu, dass aufgrund eines subjektiven Gefühls von Unzulänglichkeit oder Minderwertigkeit eine Art Handlungsunfähigkeit einsetzt. Du hast dann das Gefühl, innerlich wie lahmgelegt zu sein, dich klein zu fühlen. Häufig passiert das gegenüber Autoritätspersonen, also Menschen, die in der Hierarchie über uns stehen.

Oder es wird von Menschen ausgelöst, die wir in irgendeiner Form bewundern und bei denen es uns wichtig ist, zu gefallen. Die Angst, Fehler zu machen und die vermeintlichen Erwartungen nicht erfüllen zu können, lösen diese Erstarrung aus. Du hast dann das Gefühl, kein Wort mehr rausbringen zu können und erlebst dich blockiert und wie innerlich gelähmt.

2. Nicht „Nein“ sagen können – Zu schnell „Ja“ sagen

Das nächste Versteck ist das Nicht-Nein-Sagen-Können, bzw. das zu schnelle Ja-Sagen. Wenn andere eine Bitte oder ein Bedürfnis oder einen Vorschlag an dich herantragen, sagst du tendenziell eher Ja. Auch, wenn du vielleicht fühlst, dass sich das Ja nicht ganz stimmig anfühlt. Aus Angst, nicht mehr gewollt zu sein, magst du dich nicht abgrenzen.

Das nächste Versteck ist das Nicht-Nein-Sagen-Können

Du ignorierst dein Unwohlsein und stimmst zu. Oder du nimmst dir zu wenig Zeit, genau hinzufühlen, was sich für dich wirklich stimmig anfühlt.

Weil du glaubst, du müsstest eine Anfrage sofort bedienen und beantworten. Damit bewertest du die Bedürfnisse der anderen Person als wichtiger und wertvoller, als deine eigenen. Dein „Ja“-Sagen ist von der Angst bestimmt.

3. Es besonders gut machen zu wollen

Es besonders gut machen zu wollen ist ein weiteres Versteck für eine heimliche Selbstabwertung. Wir alle kennen es auch als Perfektionismus. Dahinter liegt im Grunde auch ein mangelndes Selbstwertgefühl.

Wenn du in einem Vorhaben besonders gut sein möchtest, versteckt sich darin die Überzeugung, dass du im „Normalzustand“ nicht gut genug bist. Oder anders herum: Du bist nur gut genug, wenn du Besonders leistest. Damit wertest du ab, was und wer du bist. Auch hier verbirgt sich wieder die Angst , abgelehnt zu werden.

4. Fehler sind nicht erlaubt

Gesteigert wird die eben beschriebene Selbstabwertung, wenn du tatsächlich mal Fehler gemacht hast. Fehler sind nicht erlaubt. Das Programm erkennst du daran, dass du dir permanent Gedanken machst, wie das passieren konnte, was du hättest anders machen müssen, usw.

Wenn diese Gedanken in einem nicht enden wollenden Karussell Runde für Runde drehen und du dabei ein diffuses Gefühl von Scham und Schuld empfindest, weißt du, dass da ein Selbstabwertungsprogramm läuft. In diesem verstecken sich Überzeugungen von Wertlosigkeit, Minderwertigkeit und/oder Versagensangst.

5. Was denken andere über mich

Wenn die Frage „Was denken andere über mich“ eine ist, die dich häufig beschäftigt, hast du hier schon ein weiteres Versteck entlarvt. Auch hier treibt dich die Angst vor Ablehnung an.

Du bewertest die vermeintlichen Urteile anderer über dich als wichtiger, als dein eigenes Selbstwertgefühl.

Du richtest dein Verhalten und das, was du sagst eher danach, was andere über dich denken könnten und machst dich damit abhängig davon. Weil du nicht vertrauen kannst, dass du genauso, wie du bist, willkommen bist.

Was denken andere über mich

6. Das Verhalten anderer immer persönlich nehmen

Das Verhalten anderer immer persönlich nehmen ist ein weiteres Indiz für eine versteckte Selbstabwertung. Wenn du dazu neigst, Verhaltensweisen von anderen Menschen so zu interpretieren, dass du dich angegriffen, abgelehnt oder auch ignoriert fühlst, nimmst du auch hier die Anderen wichtiger als dich selbst und wertest dich selbst damit ab.

Das Verhalten anderer persönlich nehmen

Im Grunde projizierst du deine eigene Selbstabwertung auf das Verhalten der Anderen, indem du ihnen unterstellst, dass sie dich abwerten wollen, oder nicht ausreichend würdigen. Wenn du von anderen erwartest, dass sie dich anerkennen und wertschätzen sollen, zeigt es deine eigene Selbstabwertung.

Wenn du dich selbst genügend wertschätzen würdest und dich nicht heimlich selbst verurteilen würdest, wärest du auch nicht darauf angewiesen, dass dich andere würdigen und sehen.

7. Ein Bild von sich erfüllen wollen

Das Phänomen „Ein Bild von sich erfüllen wollen“ ist ein Versteck für ein Selbstabwertungsprogramm, welches am subtilsten wirkt und am schwierigsten zu entlarven ist. Es versteckt sich in den selbstauferlegten Ansprüchen an uns selbst. Diese Ansprüche können – je nach Lebensbereich – ganz unterschiedlich sein. Vielleicht gehört es z. B. zu deinem Anspruch, regelmäßig Sport zu machen, weil du das Bild eines fitten, vitalen Menschen mit einem bestimmten Aussehen entsprechen willst.

Wenn du allerdings unzufrieden bist und dich dafür verurteilst, falls du es nicht schaffst, so Sport zu machen, wie du es dir auferlegt hast, dann läuft eine Selbstabwertung.

Denn auch hier versteckt sich die heimliche Überzeugung: „Ich bin nur wertvoll, wenn ich diesen Anspruch erfülle.“

Ein Bild von sich erfüllen wollen

Diese aufgeführten Verstecke sind meiner Erfahrung nach die wichtigsten Momente, in denen sich Selbstabwertung erkennen läßt.

Wie kannst du diese Programme deiner Selbstabwertung auflösen?

  • Schritt 1: Also, zuerst einmal möchte ich betonen, dass diese geschilderten Programme menschlich und normal sind. In meiner 20jährigen Coachingpraxis lag unter jedem Problem meiner Klient*innen immer ein Mangel an Selbstwert. D. h., wenn du dich hier wiedererkannt hast, mach dir klar: Du bist nicht alleine!

  • Schritt 2: Gestehe dir ein, dass du an der ein oder anderen Stelle diese Selbstverurteilung laufen hast. Um es sich einzugestehen, braucht es das Wissen, wie man das Programm erkennen kann. Dazu soll dieser Beitrag dienen. Dieses Eingestehen kann weh tun. Denn wir haben den starken Drang, Schmerz zu vermeiden und tendieren eher dazu, unsere Schwächen zu verdrängen. Aber nur, wenn dir diese Programme bewusstwerden, kannst du sie verändern.

  • Schritt 3: Mit dem Eingeständnis, dass bei dir Selbstabwertungsprogramme laufen, sollte das gleichzeitige liebevolle Annehmen stattfinden. Denn es geht nicht darum, diese Programme auszumerzen und zu bekämpfen. Je mehr du kämpft, umso mehr Widerstand baust du auf. Je mehr Widerstand du aufbaust, umso mehr bleibt das Bekämpfte in deinem Leben.
    Übe dich in einer Haltung der liebevollen Anerkennung. Denn diese Programme sind irgendwann aus einer schmerzvollen Erfahrung entstanden, um dich vor weiteren Schmerzen zu schützen. Auch, wenn sie inzwischen eher hinderlich sind und dich begrenzen, ursprünglich dienten sie deinem Schutz.

  • Schritt 4: Sei dir darüber bewusst, dass unter den Schichten dieser Selbstsabotage dein wertvoller Kern schlummert. In deinem Kern bist und fühlst du dich ganz natürlich wertvoll. In deinem Kern bist du frei von Angst vor Ablehnung. Aus deinem Kern heraus handelst du vollkommen frei und in inniger Verbindung mit deiner eigenen Wahrhaftigkeit.
Programme auflösen

Und es ist möglich – auch für dich – diesen Kern freizulegen!

Es geht einfach darum, diese darüber gelagerten Schichten zu lösen. Und genau dafür bin ich die Expertin. Ich habe mit meinen Coachingmethoden die Möglichkeit, deine unbewussten Programme sehr schnell zu identifizieren und dauerhaft zu lösen. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, vereinbare einfach ein kostenloses Erstgespräch mit mir.

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