Gefühle zulassen: Warum es für deine Erfüllung wichtig ist zu lernen, deine Gefühle anzunehmen statt zu unterdrücken
Was sind Gefühle?
Warum überhaupt Gefühle zulassen? Bei der Frage „Wie geht es dir?“ hatte ich lange Zeit Schwierigkeiten mit meiner Antwort. Zumindest wenn ich vermeiden wollte, das obligatorische, aber oberflächliche und unreflektierte „Ganz gut“ zu erwidern.
Wenn ich den Anspruch hatte, eine wirklich authentische Antwort zu geben, stieß ich häufig an meine Grenzen. Denn dazu musste ich fühlen. Aber ich war vollkommen untrainiert, was mein Fühlen anging. Ich habe funktioniert.
Ich habe Zustände und Situationen bewertet in „gut“ oder „schlecht“ oder „geht so“. Das war im Groben mein Spektrum. Aber eine wirkliche Verbindung zu dem, was ich fühlte, hatte ich nicht. Diese Erkenntnis hat mich ziemlich erschüttert.
Mit der Entscheidung, das zu ändern, hat sich rückblickend auch mein ganzes Leben geändert. Seitdem sind Gefühle und Emotionen Dreh- und Angelpunkt meines Seins und meiner Arbeit.
Denn ich habe festgestellt, dass die Auseinandersetzung damit – in Form von Aufmerksamkeit, Anerkennung und Annahme – Heilung und Erfüllung bringt.
Überblick Inhalte
Aber was sind eigentlich Gefühle? Grundsätzlich sind es sinnliche Wahrnehmungen, die durch Reize ausgelöst werden. Natürlich lässt sich neurologisch erklären, was da im Gehirn passiert.
Ich könnte dann Begriffe wie Limbisches System, Amygdala oder präfrontaler Cortex einstreuen. Aber ich persönlich finde das für mein Agieren im Alltag nicht wirklich hilfreich.
Interessanter und wertvoller ist für mich der Erklärungsansatz, den ich in meiner Ausbildung zur Mediatorin auf Basis der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg kennengelernt habe:
Erfüllte und unerfüllte Bedürfnisse
Danach ist das Fühlen Teil einer Reaktionskette. Am Anfang kommt es zu einer Wahrnehmung bzw. Beobachtung. Wir nehmen mit unseren Sinnen wahr, indem wir etwas sehen, hören, riechen, usw.
Diese Wahrnehmung wird von uns meist unbewusst interpretiert. Dabei wird unterschieden zwischen angenehm oder unangenehm, gefährlich oder sicher, positiv oder negativ. Und diese Interpretation löst dann – je nachdem, in welche Richtung wir interpretiert haben, ein entsprechendes Gefühl aus.
Dieses ist dann die Basis für ein Reagieren. Gleichzeitig sind Gefühle auch das Resultat von erfüllten oder unerfüllten Bedürfnissen.
Sind unsere Bedürfnisse erfüllt, sind wir entsprechend zufrieden, glücklich, dankbar, froh, entspannt, satt, sicher oder ähnliches. Oder wir sind einsam, ängstlich, ärgerlich, wütend, traurig, enttäuscht, genervt oder anderes, wenn unsere Bedürfnisse unerfüllt sind.
Obwohl sich diese Befindlichkeiten eher unangenehm anfühlen, sind sie trotzdem sehr hilfreich. Denn oft ist uns gar nicht klar, welches Bedürfnis wir eigentlich hatten. Über das entstandene Gefühl können wir mit etwas Übung recht schnell herausfinden, was wir gebraucht hätten.
Und mit dem Erkennen des unerfüllten Bedürfnisses können wir dann wieder Verantwortung für deren Erfüllung übernehmen. Denn kein anderer Mensch ist dafür verantwortlich.
Indikatoren für Entscheidungen und Handlungen
Gefühle sind also hilfreiche Indikatoren. Sie geben uns Hinweise auf das, was wir brauchen bzw. gebraucht haben. Verstehen wir das Bedürfnis dahinter, eröffnen sich damit Handlungsspielräume, in denen wir deutlich bewusster entscheiden können.
Du stehst z. B. vor einer Entscheidung und hast zwei Optionen zu Auswahl. Dann kannst du dir vorstellen, wie es sich anfühlen würde, die jeweilige Option zu wählen. Dein Gefühl sagt dir sehr zuverlässig, wohin der Weg gehen sollte.
Denn instinktiv richtest du dich nach der Variante, die sich für dich angenehmer anfühlt. Das wird besonders wichtig, wenn du für dich gewählt hast, mehr dein Wahres Selbst zu leben, anstatt die Erwartungen anderer zu erfüllen oder dich aufgrund einer versteckten Abhängigkeit anzupassen.
Liebe und Angst sind Grundgefühle. Sind sie dein Motor für deine Handlungen, werden sie entsprechend ähnliche Emotionen erzeugen. Der Weg deines Wahren Selbst geht immer den Weg der Liebe. In erster Linie den Weg der Selbstliebe.
Im Gegensatz dazu gibt es den Weg der Angst oder Bedürftigkeit. Und auch hier sind deine Gefühle hervorragende Ratgeber. Denn sie entlarven sehr schnell, welchen Weg du eingeschlagen hast oder einschlagen willst.
Folgst du der Liebe, wird es sich für dich immer angenehm, wahr und richtig anfühlen. Auch, wenn es möglicherweise deinen Mut herausfordert. Folgst du der Angst oder Bedürftigkeit, wirst du entsprechend spüren können, dass du vielleicht Angst vor Ablehnung, Kritik oder Verurteilung hast.
Oder du willst eine Form von Bestätigung haben, weil du dich insgeheim wertlos fühlst. Auch hier verstecken sich Angst und Druck, was sich eher unangenehm anfühlt.
Mit der Frage: „Folge ich gerade der Liebe oder der Angst?“, kannst du dich und deine Entscheidungen also perfekt hinterfragen und ggf. korrigieren. Denn deine emotionale Reaktion zeigt dir zuverlässig die Richtung an.
Was ist der Unterschied zwischen Gefühlen und Emotionen?
In meiner Mediationsausbildung auf Grundlage der Gewaltfreien Kommunikation habe ich gelernt, dass reine Gefühle etwas anderes sind als Emotionen.
Laut dem amerikanischen Psychologen Paul Ekman gibt es die 7 Grundgefühle: Freude, Überraschung, Angst, Wut, Ekel, Trauer und Verachtung. In unserem Alltag unterscheiden wir zwischen diversen Varianten dieser Grundgefühle.
Im Gegensatz zu einem Gefühl ist eine Emotion meinem Verständnis nach die Erweiterung eines Gefühls. Eine Emotion ist mehr ein Zusammenschluss verschiedener Faktoren wie Gedanken, Schlussfolgerungen, Überzeugungen, Körperempfindungen, Impulsen, Reflexen und eben auch Gefühlen.
D. h. in jeder Emotion ist auch ein Gefühl vorhanden. Dieses wird jedoch meist durch die anderen aufgezählten Aspekte überlagert. Je nach Intensität der Emotion sind unterschiedlich viele solcher Aspekte involviert.
Im Alltag nutzen wir häufig Formulierungen wie: „Ich fühle mich abgelehnt.“ Auch, wenn in dieser Aussage das Wort „fühlen“ steckt, beschreibt es kein reines Gefühl, sondern eine Emotion. Denn ich denke, dass ich abgelehnt bin. Es ist eine Schlussfolgerung. Diese beinhaltet das reine Gefühl von Traurigkeit.
Je nach Kontext, Hintergrund und Geschichte kann diese Emotion „sich abgelehnt fühlen“ auch weitere reine Gefühle wie Wut enthalten. Aber auch Körperempfindungen und Reflexe. Wenn du schon einmal angetriggert warst, wirst du wissen, wie komplex und auch heftig sich so eine Emotion anfühlen kann.
In meiner damaligen Arbeit als Mediatorin war es sehr wichtig und hilfreich, den Unterschied zwischen Emotionen und Gefühlen zu kennen.
Denn es war meine Aufgabe, die emotionalen Reaktionen der jeweiligen Konfliktpartei so „zu übersetzen“, dass alle Vorwürfe und Schlussfolgerungen herausgefiltert waren und nur noch Gefühle und Bedürfnisse vermittelt wurden.
In meiner praktischen Heilbegleitungsarbeit im Eins-zu-Eins-Kontakt habe ich allerdings gelernt, dass es nicht wichtig ist, strikt zwischen Emotion und Gefühl zu unterscheiden.
Denn das, was oft so schmerzt, sind die emotionalen Reaktionen mit all ihren enthaltenen Aspekten. Und genau diese geben Hinweise auf die Ursachen der seelischen Verletzungen. Deswegen werde ich im Folgenden die Begriffe „Gefühle“ und „Emotionen“ als gleichwertig behandeln und verwenden.
Positive und negative Gefühle
Unsere Unterscheidung zwischen positiven und negativen Gefühlen spiegelt die menschliche Eigenart wider, alles in „gut“ oder „schlecht“ einzuordnen. Unbewusst bewerten wir ständig. Wir versuchen damit, die Kontrolle über eventuellen Schmerz zu behalten.
Denn dieser soll möglichst in jeder Form vermieden werden. Und damit kämpfen wir dagegen an und bauen Widerstand auf. Also auch entsprechende Gefühle. Denn es tut weh, Trauer zu fühlen. (In diesem Artikel beschreibe ich, wie du mit diesem inneren Widerstand umgehen kannst).
Gleichzeitig ist die Einteilung in positiv und negativ nicht hilfreich. Genau weil es dazu führt, dass wir tendenziell das ablehnen, verdrängen, ignorieren und bekämpfen, was wir als negativ beurteilen. Heilsamer und transformierender ist es, alles anzunehmen, was ist. Alles in uns zuzulassen, was ist. Alles zu empfangen.
(Wenn dich das Thema Empfangen interessiert, lies hier weiter.) Im Grunde sind Gefühle nur eine Form von Energie mit unterschiedlicher Qualität. Dazu später noch mehr.
Unterdrückt ein Kopfmensch seine Gefühle?
Aber was ist eigentlich mit den sogenannten Kopfmenschen? Immer wieder habe ich beruflich mit Menschen zu tun, die von sich sagen, dass sie Kopfmenschen seien. Bedeutet das, dass diese Menschen nichts fühlen? Dass sie abgeschnitten sind von ihren Gefühlen? Ich habe eine andere Erfahrung gemacht.
Was Kopfmenschen von Gefühlsmenschen unterscheidet
In meiner Arbeit geht es quasi im Kern immer um Emotionen und Gefühle. D.h. auch die Gespräche mit meinen Klient*innen drehen sich hauptsächlich darum, wie sich etwas anfühlt. Und hier konnte ich immer wieder feststellen, dass die Menschen, die sich selbst als kopfgesteuert bezeichnen, trotzdem fühlen können.
Weswegen ich behaupte, dass alle Menschen Gefühlsmenschen sind. Bzw. dass alle Menschen emotionale Wesen sind. Die „Kopfmenschen“ haben allerdings im Gegensatz zu den Gefühlsmenschen andere (Über-) Lebensstrategien erlernt.
Je nachdem, wie in der Herkunftsfamilie mit Emotionen umgegangen oder auf solche reagiert wurde, gab es die Schlussfolgerung, dass es besser sei, nicht so viel Wert auf die eigenen Emotionen zu legen.
„Kopfmenschen“ können durchaus fühlen.
Aber sie haben wenig oder kein Vertrauen in ihre eigenen Emotionen als Richtungsweiser für ihre Entscheidungen und Handlungen. Typisch für solche Menschen ist ein Rationalisieren der eigenen emotionalen Wahrnehmungen.
Gibt es beispielsweise eine unangenehme emotionale Reaktion, beginnt der „kopfgesteuerte“ Mensch zu erklären und zu argumentieren. Bis am Ende dabei herauskommt, dass es eigentlich keine Berechtigung für sein ursprünglich emotionales Reagieren gibt.
Damit werden Entscheidungen auf Basis rationaler Argumente getroffen, anstatt dem Bauchgefühl zu vertrauen. Und deswegen nennen sich diese Menschen Kopfmenschen und glauben dabei, dass sie nicht fühlen könnten oder keine Gefühle zulassen können.
Kopfgesteuerte Menschen versuchen also, ihre Gefühle stärker zu kontrollieren, weil ihnen das Vertrauen in sich selbst und ihre Wahrnehmungen fehlt. Das kann auch dazu führen, dass tiefere Emotionen wie Nähe oder Liebe nur kontrolliert empfunden werden können.
Als hätte sich eine Art Dämpfer um das Herz gelegt, der verhindert, dass es zu intensiv wird.
Wie kann ein Kopfmensch Gefühle zulassen?
Um grundsätzliche Veränderungen zu bewirken, ist es meiner Erfahrung nach notwendig, die bisherigen Programme zu verändern. Denn mit diesen glaubte das System, dass es nicht sicher sein, den eigenen Empfindungen zu vertrauen.
Hierzu dürfen die entsprechenden Glaubensmuster identifiziert und gelöst werden. Wenn du dabei Unterstützung brauchst, begleite ich dich gerne darin.
Zum anderen braucht es Achtsamkeit bzw. Bewusstheit und ein gewisses Training:
- Sich selbst immer wieder beobachten und hinterfragen: „Was fühle ich gerade?“
- Und auch, wenn die erste Antwort ist: „Gar nichts“, kannst du weiter fragen: „Wie fühlt es sich an, gar nichts zu fühlen?“
- Vielleicht fällt es auch schwer, ein konkretes Gefühl zu benennen. Dann ist es vielleicht einfacher, es zu umschreiben, wie z. B.: „Da ist so eine graue, schwere Masse. Die zieht nach unten…“ Oder ähnlich.
- So kannst du dich immer weiter vortasten und trainieren, immer mehr ins Fühlen zu kommen.
- Wichtig dabei ist, deine Wahrnehmungen nicht zu bewerten. Sondern sie als gegeben hinzunehmen und stehenzulassen.
- Geh davon aus, dass jede ihre Berechtigung hat, so wie sie sich im aktuellen Moment zeigt.
- Auch in Bezug auf Entscheidungen kann dich die überprüfende Frage: „Folge ich gerade der Liebe oder der Angst?“, darin üben, immer sicherer deine Schritte auf Basis deines Bauchgefühls anstatt deines Kopfes zu wählen.
Nur bestimmte Emotionen wahrnehmen können
Es kommt auch vor, dass Menschen zu mir kommen, die bestimmte Emotionen nicht fühlen können. Z. B. Wut oder Trauer. Viele Frauen haben es nicht gelernt, dass Wut eine ganz normale emotionale Reaktion ist, die ihre Berechtigung hat wie jede andere auch.
Folglich wird keine Wut empfunden. Umgekehrt ist es vielen Männern in unserer Gesellschaft nicht erlaubt gewesen, Trauer und Tränen zuzulassen. Dazwischen gibt es aber auch ganz individuelle Ausprägungen. Neben der jeweiligen Konditionierung können hier bestimmte Programme die Ursache sein, welche aus traumatischen Erfahrungen entstanden sind.
Manchmal sind es auch übernommene Programme, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Aber auch das lässt sich identifizieren und entsprechend auflösen. Sprich mich gerne an.
Warum dürfen wir lernen, unsere Gefühle anzunehmen?
Weshalb ist es nun so wichtig, all unsere Gefühle anzunehmen und zuzulassen? Die meisten von uns haben es nicht gelernt, dass alle Emotionen okay sind und zu unserem Menschsein dazugehören.
Je nach Sozialisation, Herkunftsfamilie und gesellschaftlichen Prägungen haben wir gelernt zu unterscheiden zwischen guten und schlechten, zwischen positive und negativen, zwischen akzeptierten und nicht akzeptieren Befindlichkeiten.
Also gibt es bestimmte Gefühlsregungen, die tendenziell unterdrückt wurden. Obwohl uns doch das vollständige Spektrum des Lebens zusteht. Und das ist letztlich die Essenz: Gefühle sind Lebensenergie in unterschiedlicher Qualität. Wir sind hier, um das Leben zu erfahren.
Wir erfahren das Leben, indem wir alle Facetten erleben. Und wir erleben das Leben über unsere Gefühle. Das Leben kann man nicht erdenken. Wir brauchen das Fühlen, um uns lebendig zu fühlen.
Je intensiver wir etwas gefühlsmäßig wahrnehmen können, umso intensiver und lebendiger erscheint uns das Leben. Und damit umso erfüllter. Und je mehr wir sämtliche unserer Empfindungen annehmen können, umso mehr sagen wir „ja“ zu uns selbst.
Alles darf dann sein und das ist die Basis für gelebte und gefühlte Selbstliebe. Aber für die meisten von uns ist es ein Lernprozess.
Unterdrückung von Emotionen als (Über-)Lebensstrategie
Und wie oben schon erwähnt, können schmerzhafte oder traumatische Erfahrungen dazu führen, dass das System lernt, allgemein oder bestimmte Gefühle zu unterdrücken bzw. zu verdrängen.
Denn gerade in unserer Kindheit ist es oft zu bedrohlich, alle entstandenen emotionalen Wahrnehmungen zuzulassen. So wird dann die Unterdrückung und Verdrängung zu einer Strategie entwickelt, scheinbar schmerzfreier durchs Leben zu kommen.
Das Problem dabei ist, dass diese emotionalen Energien sich nicht auflösen, nur, weil sie nicht bewusst gefühlt werden. Sie sind trotzdem da, abgewandert ins Unterbewusstsein. Dort lagern sie sich ein und warten auf ihr Erwecken. Um endlich Aufmerksamkeit und Anerkennung zu bekommen.
Erweckt werden sie dann, wenn wir angetriggert sind und wie scheinbar aus dem Nichts plötzlich heftige Reaktionen in uns wüten. Und wir uns dann wir ferngesteuert fühlen. Das sind die Chancen, unseren lange verbuddelten Schmerz zu sehen und anzunehmen.
Außerdem sind solche eingelagerten Emotionen die hartnäckige Triebkraft für hinderliche Glaubensmuster und manchmal auch für körperliche Symptome. Unterdrückung macht also nichts weg. Unterdrückung verschiebt das Problem nur an einen anderen Ort, von dem es subtiler seine Wirkung entfaltet.
Unterdrückte Gefühle blockieren Energie
Ein weiteres Argument für das Zulassen ist die Energie. Gefühle sind Energien. Wie als Menschen sind quantenphysisch betrachtet reine Energiewesen. Energie will frei fließen. Fließt unsere Energie frei, sind wir im Fluss.
Alle Prozesse können sich dann im dynamischen Miteinander ungehindert regulieren und ausbalancieren. Wird ein Gefühl unterdrückt, wird gleichzeitig Energie blockiert. Es kommt zu einem Energiestau. Es fließt nicht mehr. Das ist wie eine Art emotionale und energetische Verstopfung. Fühlt sich einfach scheiße an.
Wird so etwas nicht gelöst, verschiebt es sich meist auf andere Ebenen und es entstehen Blockaden mit größeren Auswirkungen. Die Auswirkungen können mit der Zeit immer drastischer werden. Also schickt uns das Unterbewusstsein deutliche Hinweise, damit wir aufwachen und genauer hinsehen.
Denn der natürliche Zustand von frei fließender Energie soll wiederhergestellt werden. Und dazu gehören auch die emotionalen Energien. Egal, in welcher Art sie sich zeigen.
Wie kannst du Gefühle zulassen lernen?
Und wie kannst du jetzt lernen, deine Gefühle zuzulassen? Und bedeutet das auch, dass ich alles ungefiltert rauslasse und meine Wut in jeder Situation rausschreie? Das mit dem Ausleben anderen Menschen gegenüber ist nicht so hilfreich. Die Emotion, die wir am ehesten impulsiv ausagieren möchten, ist die Wut.
Wenn wir wütend sind, bezieht sich diese meistens auf eine andere Person oder auch Situation. Leben wir diese aus, schlagen wir verbal um uns. Denn Wut entsteht durch ein Gefühl von Ohnmacht und Ausgeliefertsein. Daraus wollen wir uns befreien – schlagartig. Weil wir das in der Regel nicht mit Fäusten tun, machen wir es mit Worten. Und werden verletzend, anklagend, beschuldigend, vorwurfsvoll.
Letztlich geben wir damit aber die Verantwortung für unsere Befindlichkeit und unser unerfülltes Bedürfnis ab. Wir machen im Affekt die andere Person oder die Umstände verantwortlich. Indem wir unseren Fokus auf das Ausleben und unsere Vorwürfe legen, vermeiden wir trotzdem das bewusste Fühlen unserer Wut.
Wir sind zwar mit ihr identifiziert, lenken uns aber von dem eigentlichen Schmerz durch unsere Schimpftirade nur ab. Das hat mit Zulassen und Annehmen nichts zu tun. Trotzdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass es manchmal wichtig sein kann, lang aufgestaute Wut auszuagieren, damit sich auch der Körper davon befreien kann.
Dazu empfehle ich dir einen geschützten Raum, indem du dich frei und geborgen fühlst. Ich habe so manches Mal schon ins Kissen geschrien oder auf Kissen eingeschlagen. Immer so weit kontrolliert, dass ich mich nicht verletzen konnte. Und das für sich alleine zu tun hat einen ganz anderen Charakter, als einer anderen Person gegenüber.
Denn auch, wenn sich anfangs die Wut gedanklich auf eine andere Person projiziert, verändert es sich mit der Zeit, wenn du dranbleibst und dich entschieden hast, Verantwortung zu übernehmen. Du wirst merken, dass du immer mehr nur das reine Gefühl wahrnimmst und es weniger darum geht, dich zu verteidigen.
Außerdem zeigt sich dann der darunterliegende Schmerz. Meistens ist es ein alter. Und damit bist du bei dir und beim Annehmen angekommen. Das fühlt sich sehr heilsam an.
Aber unabhängig von solchen Ausnahmen – wie kannst du üben, deine Gefühle fließen zu lassen, anstatt zu unterdrücken?
Verantwortung für deine emotionale Reaktion übernehmen
Der erste und grundlegende Schritt ist die Entscheidung, Verantwortung für dich, deine Gefühle und die damit verknüpften Bedürfnisse zu übernehmen. (Denn beide gehören zusammen, wie oben schon erklärt.) Es sind immer deine Befindlichkeiten. Die aus deinen Interpretationen entstanden sind. Und aus deinen erfüllten oder unerfüllten Bedürfnissen. Niemand anderes ist dafür verantwortlich.
Aus der Geschichte aussteigen
In vielen Situationen ist es verführerisch, in der Geschichte hängenzubleiben, anstatt sich auf das Spüren zu konzentrieren. Dann sind wir identifiziert mit den Umständen und argumentieren, analysieren, erklären und rechtfertigen. Alles das bringt uns aber nur weg vom Fühlen.
Deswegen ist es hilfreich, bewusst einen Schritt neben sich zu treten und die Position der Beobachter*in zu wählen. Ja, es gab einen Auslöser im Außen, der diese emotionale Reaktion hervorgerufen hat. Aber jetzt geht es um deine Aufmerksamkeit dem Gefühl gegenüber. Was geht in dir vor? Wo und wie nimmst du es wahr?
Präsent sein mit dem, was ist
Es geht um deine Achtsamkeit und Aufmerksamkeit dir selbst und deinen Empfindungen gegenüber. Du kannst das trainieren, indem du dich regelmäßig selbst fragst: „Was fühle ich gerade?“ Und dann sei präsent mit dem, was sich zeigt.
Und auch, wenn du es nicht klar benennen kannst, so kannst du es meistens umschreiben. Als Form, als Energie, als Gegenstand, was auch immer. Es gibt hier kein Richtig oder Falsch. Versuch, es einfach nur wahrzunehmen, ohne zu bewerten.Lass es einfach so stehen.
Je weniger du versuchst, etwas anderes zu fühlen, umso weniger Widerstand baust du auf. Umso freier kann die Energie fließen.
Mitgefühl und Verständnis haben
Manchmal sind wir in Situationen, die sehr drastische Gefühle in uns auslösen. Z.B. Hass oder Neid oder Eifersucht. Diese Emotionen sind teilweise tabuisiert und werden von uns als schrecklich beurteilt. Dabei sind auch sie nur eine Form von Energie.
Und sie gehören genauso ins Spektrum, wie andere Empfindungen auch. Mach dir klar, dass es menschlich ist, so zu empfinden. Außerdem liegen häufig ungeheilte schmerzhafte Erfahrungen darunter. Wenn du eine Haltung von Mitgefühl und Verständnis einnehmen kannst, fällt es dir deutlich leichter, dir auch solche Gefühle einzugestehen und zuzulassen.
Auch hier geht es wieder darum, sie mit dir alleine zu fühlen. Nimm dir Raum und Zeit dafür und lass sie einfach hochkommen. Vielleicht magst du dir vorstellen, wie du sie einfach im Arm hältst und da sein lässt. Solange es eben braucht. Oder du nimmst einfach wahr, wo und wie im Körper sie sich zeigen und beobachtest einfach nur. Bis es sich verändert.
Dankbar sein für die Hinweise deiner Emotionen
Wenn du versuchst, Dankbarkeit zu empfinden, sobald du dich bewusst deinen Emotionen zuwendest, ist das sehr hilfreich für deine Selbstliebe. Du signalisierst mit der Dankbarkeit, dass alles okay ist. Dass alles sein darf. Dass alles erwünscht ist.
Jede Facette deiner Persönlichkeit ist willkommen. Und dein Wert ist nicht mehr davon abhängig, dass du bestimmten Bildern entsprichst. Du kannst dankbar sein für die wunderbaren Hinweise, die deine Gefühle dir geben. Sie zeigen dir die Richtung für den nächsten Schritt. Lass die Energie fließen.
Alles Liebe
Imke Köhler
Ich freue mich, dass du meinen Beitrag liest!
Ich bin Imke und ich möchte dich unterstützen, zu emotionaler Freiheit und mehr Selbstliebe zu finden.
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